Grundsätzlich gilt: COVID-19 ist keine sexuell übertragbare Infektion im engeren Sinne. Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird also nicht über Sperma, Vaginalflüssigkeit oder durch den Kontakt zu Genitalschleimhäuten übertragen. Leider bedeutet das keineswegs, dass eine Infektion beim Sex nicht möglich ist. Im Gegenteil, da COVID-19 in der Regel durch Tröpfcheninfektion beim Anhauchen, Anhusten oder Anniesen übertragen wird, ist eine Ansteckung mit dem Coronavirus immer dann möglich, wenn Menschen engen körperlichen Kontakt zueinander haben. Daher besteht auch beim Sex mit anderen Personen durch die direkte körperliche Nähe ein Ansteckungsrisiko. Und zwar unabhängig von der Sexualpraktik.

Corona bedeutet nicht, dass gänzlich auf Sex verzichten werden muss! Sexualität ist für die allermeisten Menschen ein wesentlicher Faktor des körperlichen Wohlergehens und der psychischen Gesundheit. Folgende Safer Sex-Regeln helfen, das Risiko einer Infektion mit COVID-19 beim Sex zu reduzieren.

1. Anzahl der Sexpartner_innen

Das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus wird umso größer, je mehr Menschen direkt oder indirekt involviert sind.

  • Durch Masturbation wird Corona nicht weitergegeben. Jedoch sollte darauf geachtet werden, Hände und Sextoys im Vorfeld gründlich zu waschen.
  • Wenn die einzige Person, mit der Sexualität stattfindet, keine weiteren Sexpartner_innen hat, besteht nur dann ein Risiko, wenn diese mit Corona infiziert ist.
  • Das Risiko steigt, wenn die Sexualpartner_innen wiederum weitere Sexpartner_innen haben.
  • Wechselnde Sexpartner_innen erhöhen das Risiko.
  • Das Risiko steigt, umso mehr Personen gelichzeitig zum Sex zusammenkommen.
  • Das Risiko kann also gesenkt werden, indem man die Anzahl der Menschen reduziert, mit denen man gleichzeitig oder nacheinander Sex hat.

2. Was gibt es beim Sex zu beachten?

Umso näher ihr euren Sexualpartnern körperlich kommt, desto höher ist das Risiko einer Ansteckung.

  • Jetzt gilt es mehr denn je, kreativ zu sein! Sex ist auch möglich, ohne sich körperlich näher zu kommen. Auch Telefonsex, Sexting, Camsex* oder das gegenseitige Beobachten beim Masturbieren kann aufregend sein!
  • Sexpartner_innen zu fragen, ob sie gerade Symptome wie trockenen Husten, Fieber oder Kurzatmigkeit haben, ist eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, ob es nicht vielleicht besser ist, vorerst auf den Sex zu verzichten.
  • Auch vor und nach dem Sex mit anderen Personen solltet ihr eure Hände und die Sextoys gründlich waschen.
  • Daher reduzieren Kondome und Lecktücher also das Risiko, vor allem beim Oralverkehr.
  • Oralverkehr (Blasen, Lecken, Rimming) selbst ist zunächst nicht riskant. Jedoch kann hierbei auch durch den geringen körperlichen Abstand durch Anhauchen, Anhusten oder Anniesen eine Infektion stattfinden. Zudem ist eine Übertragung über Schmierinfektion denkbar, wenn die infizierte Person mit ihren Händen Viren in den Genital- oder Analbereich bringt.
  • Küssen ist die Sexualpraktik mit dem höchsten Risiko, da hierbei die größte Körperliche Nähe hergestellt wird und eine Infektion über Speichel stattfinden kann.
  • COVID-19 ist durch die körperliche Nähe bereits beim Kuscheln übertragbar.

3. Auf Sex verzichten

Auch beim Einhalten all der genannten Safer Sex-Tipps kann es Situationen geben, in denen es angebracht sein könnte, zunächst auf den Sex/Körperkontakt zu verzichten.

  • Wenn Sexpartner_innen an COVID-19 erkrankt sind, sollte auf Sex und Küssen verzichtet werden, um sich nicht anzustecken.
  • Wenn sich Sexpartner_innen gesundheitlich nicht wohl fühlen oder gar Symptome wie trockenen Husten, Fieber oder Kurzatmigkeit zeigen, sollte Sex vorerst verschoben werden, wenn kein Risiko eingegangen werden soll.
  • Für Personen mit Vorerkrankungen wie Herzprobleme, Diabetes, Lungenerkrankungen, Krebs oder ein geschwächtes Immunsystem (bspw. eine unbehandelte HIV-Infektion) ist das Risiko von Komplikationen während einer Coronainfektion erhöht. Daher ist hier besondere Vorsicht geboten, was (sexuelle) Kontakte mit anderen Menschen angeht.
  • Nach aktuellen Erkenntnissen, ist davon auszugehen, dass zwei Wochen nach dem Ende von Symptomen Körperkontakt und Sex wieder risikofrei möglich sind.

4. Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI)

Auch in Zeiten von Corona machen HIV und STI keine Pause. Safer Sex-Strategien können hierbei helfen, das Risiko zu senken.

  • Kondome, PrEP und Schutz durch Therapie schützen zuverlässig vor einer Infektion mit HIV.
  • Kondome senken das Risiko einer Infektion mit sexuell übertragbaren Infektionen wie bspw. Tripper, Chlamydien oder Syphilis.
  • Wenn es juckt, brennt oder komisch aussieht im Schritt, ab zum Arzt!
  • Bei Fragen, Problemen oder Sorgen bezüglich der sexuellen Gesundheit, sind wir nach wie vor in den Beratungszeiten telefonisch oder online erreichbar!

5. Kontaktbeschränkungen und Ausgehsperren

Bei allen sexuellen Abenteuern sollte bedacht werden, dass bundesweit gerade Kontaktbeschränkungen beschlossen wurden. Was für das Bundesland gilt, ist auf den Webseiten der Länder in Erfahrung zu bringen.